Datensicherheit im ERP-System

7 effektive Maßnahmen zum Schutz Ihrer Unternehmensdaten

Cyberangriffe auf Unternehmen werden immer raffinierter. Kriminelle haben Ransomware als lukratives Geschäftsmodell erkannt. Unternehmen, die ihre Sicherheitsstrategien nicht kontinuierlich anpassen, um mit neuen Methoden der Hacker Schritt zu halten, riskieren massiven wirtschaftlichen Schaden. Immer häufiger stehen auch ERP-Systeme im Fokus von Angreifern. Was Sie jetzt tun sollten, um das Herzstück Ihrer digitalen Wertschöpfung bestmöglich abzusichern.  

Die wichtigsten Maßnahmen zum Schutz von ERP-Systemen

Die Verwendung eines modernen ERP-Systems ist Voraussetzung für ein gutes Schutzniveau, ist allein aber nicht ausreichend. Es müssen viele Bausteine zusammenkommen und kontinuierlich auf ihre Effektivität geprüft werden, um Angreifern keine Chance zu lassen oder den Schaden bei erfolgreichen Attacken zu minimieren. 

1. ERP-Software mit aktuellen Sicherheitsstandards nutzen

Veraltete ERP-Systeme sind einer der größten Risikofaktoren, da sie oft auf veralteten Betriebssystemen laufen, veraltete Schnittstellen nutzen oder keine Sicherheitspatches mehr vom Hersteller erhalten. 

Moderne ERP-Systeme sind nach aktuellen Sicherheitsarchitekturen (Zero Trust) entwickelt und bieten im Standard wichtige Funktionen wie rollenbasiertes Berechtigungsmanagement, TLS-Verschlüsselung und revisionssichere Protokollierung. Die Systeme sind in der Regel flexibler und sie lassen sich schneller an neue regulatorische Anforderungen anpassen. 

Die Praxis zeigt jedoch, dass Unternehmen einen ERP-Systemwechsel oft hinauszögern, damit sich bisherige Investitionen vollständig amortisieren. Solange die Performance noch stimmt und die Funktionen ausreichen, wird am Bestehenden festgehalten. Ein Fehler. Denn zum einen verlieren Unternehmen an Kosten- und Prozesseffizienz, weil veraltete Technologie nicht ideal unterstützt, zum anderen kann ein ungepatchtes ERP-System im Schadensfall wesentlich teurer werden als der Umstieg auf ein Neusystem.  

Prüfen Sie deshalb regelmäßig, ob Ihr ERP-System noch aktuellen Sicherheitsstandards entspricht oder es Zeit für ein Upgrade ist.

2. Starke Authentifizierungsverfahren einführen

Zugriffsschutz ist die erste Verteidigungslinie. Und bereits hier versagen viele Unternehmen. Laut einer Studie von Verizon (2023) basieren rund 50% aller erfolgreichen Cyberangriffe auf kompromittierten Zugangsdaten. Ein einfaches Passwort zum Anwendungsschutz reicht daher schon lange nicht mehr aus. 

Moderne ERP-Systeme sollten Multi-Faktor-Authentifizierung (MFA) standardmäßig unterstützen, idealerweise per Authentifizierungs-App oder biometrischer Erkennung. Richten Sie ein zentrales Berechtigungsmanagement ein, um alle Benutzerkonten sauber zu verwalten. Ebenfalls empfehlenswert ist die Arbeit mit Single Sign-On (SSO) in Kombination mit einer strikten Passwort-Richtlinie.

3. Rollen- und Rechtemanagement konsequent umsetzen

Viele Sicherheitsvorfälle entstehen nicht durch externe Angriffe, sondern durch interne Mitarbeiter. Dieses Risiko lässt sich durch ein solides Rechte- und Rollenmanagement minimieren, das dem „Least Privilege“-Prinzip folgt.   

Wenn zum Beispiel ein HR-Sachbearbeiter vollen Zugriff auf Personal- oder Finanzdaten hat, ist das ein unnötiger Rechteumfang. Hier sollte der Zugang granularer gesteuert werden. Ein Teamleiter im Personalbereich erhält beispielsweise Leserechte für Gehaltsdaten und Bearbeitungsrechte für Vertragsdaten zur Beförderung oder Versetzung, während ein HR-Sachbearbeiter nur Bearbeitungszugriff auf Stammdaten, Abwesenheiten und Arbeitszeiten erhält, aber keine Gehaltsdaten einsehen kann.  

Moderne ERP-Systeme ermöglichen nicht nur rollenbasierte Rechtevergabe, sondern erlauben Zugriffe auch nach Fachbereichen, Projekten, Datenobjekten oder sogar einzelnen Workflows zu vergeben.  

Typischer Fehler: Wenn Mitarbeiter ihre Rollen wechseln, behalten sie in vielen Unternehmen unnötige Rechte, teilweise sogar Administrator-Rechte. Hier helfen regelmäßige Rechte-Reviews. In modernen ERP-Systemen sollten Sie zudem über Logs Zugriffe detailliert nachvollziehen und so Unstimmigkeiten erkennen. 

4. Verschlüsselung von Daten

Ohne ausreichende Datenverschlüsselung sind selbst komplexe Systeme angreifbar. Eine Ende-zu-Ende-Verschlüsselung ist heute Pflicht. Sie schützt sowohl gespeicherte Daten („Data at Rest“) als auch übertragene Informationen („Data in Transit“). 

Worauf ist speziell bei ERP-Systemen zu achten? Sie sollten Ihre Datenbanken verschlüsseln, beispielsweise via AES-256. Sichere Kommunikationsprotokolle wie HTTPS oder SFTP gehören genauso als Standard etabliert wie die Absicherung aller APIs mit Tokens oder OAuth2. Häufig werden Schnittstellen zu Drittsystemen bei der Sicherheitskonzeption vernachlässigt und können dann von Angreifern als Hintertür ins System genutzt werden. 

Ebenfalls wichtig: Eine zentrale Schlüssel- und Zertifikatsverwaltung. Cloud-basierte ERP-Anbieter bieten hier oft eine professionelle, ISO-zertifizierte Infrastruktur. Wenn Sie ein On-Premise-System verwenden müssen Sie eigene Prozesse, inklusive regelmäßiger Audits, aufsetzen.

5. Regelmäßige Sicherheitsupdates und Patches

Egal, wie gut Ihr Sicherheitskonzept ist: Jede Software hat (temporär) Schwachstellen. Entscheidend ist, wie schnell Sie diese erkennen und reagieren. Cloud-ERP-Systeme werden vom Hersteller automatisch geupdated und mit Sicherheitspatches versorgt. Für On-Premise-Systeme müssen Sie eigene Updatezyklen definieren, idealerweise mit einer automatisierten Patch-Strategie.  

Praxistipp: Dokumentieren Sie sämtliche ERP-Komponenten mit Drittanbieter-PlugIns in einem zentralen Verzeichnis. Für On-Premise-Systeme empfiehlt es sich, ein automatisiertes Schwachstellen-Monitoring zu implementieren. Bei Cloud-ERP-Systemen sollten Sie darauf achten, dass Ihr Anbieter transparente Informationen zu Sicherheitsupdates, Zertifizierungen und externen Prüfungen bereitstellt, um eventuell ergänzend Sicherheitsscans Ihrer Add-ons oder Schnittstellen durchzuführen. 

6. Sicherheits-Audits und Penetrationstests

Nichts ersetzt den unabhängigen Blick von Cybersecurity-Profis. Um festzustellen, wie sicher Ihr System wirklich ist, sollten Sie Audits und Penetrationstests regelmäßig beauftragen – mindestens einmal im Jahr oder nach größeren Änderungen am ERP-System. 

  • Audits prüfen Konfigurationen, Protokolldaten, Nutzerrechte, Backup-Strategien und Schnittstellen.  
  • Penetrationstests simulieren reale Angriffe und decken Schwächen auf, die im Alltag oft übersehen werden.


Die Qualität der Testausführung ist genauso entscheidend wie die anschließende Umsetzung empfohlener Maßnahmen. Gehen Sie bei der Wahl Ihres IT-Sicherheitspartners daher sorgfältig vor und achten Sie auf klare Verantwortlichkeiten in Ihrer Organisation, damit gefundene Schwachstellen schnell behoben werden.

7. Schulung der Mitarbeitenden

Die besten Sicherheitsmaßnahmen nützen nichts, wenn Anwendern das Bewusstsein für Cyberrisiken fehlt. Ein Klick kann genügen und Hackern ist Tür und Tor geöffnet. Schulen Sie Ihre Mitarbeiter daher regelmäßig, damit ihr Wissen mit den Methoden der Cyberkriminellen mithält.  

Wie erkenne ich Phishing-Mails? Was tun bei verdächtigen ERP-Aktivitäten? Wie gehe ich mit vertraulichen Daten um? Viele ERP-Anbieter bieten Trainings zu IT- und Datensicherheit an oder stellen Lernportale bereit, damit sich Anwender in Eigenregie weiterbilden können. Nutzen Sie diese Ressourcen oder investieren Sie gezielt in externe Schulungsmaßnahmen.  

Ergänzen Sie Trainings durch interne Awareness-Kampagnen, beispielsweise in Form simulierter Angriffe oder monatlicher Sicherheitstipps. Machen Sie Cybersicherheit zum integralen Bestandteil Ihrer Unternehmenskultur. Für optimalen Schutz braucht es eine Sicherheitskultur, die vom oberen Management mitgetragen und gelebt wird. 

Fazit: ERP-Sicherheit ist kein Projekt, sondern ein Prozess

edes ERP-System muss heute in eine ganzheitliche Sicherheitsstrategie integriert sein. Die vorgestellten Maßnahmen sind Pflichtbausteine und keine Kür.  

Moderne ERP-Lösungen wie GUS-OS bieten viele Sicherheitsstandards und -funktionen „out of the box“, wie DSGVO-konforme Datenhaltung, differenziertes Rechtemanagement und regelmäßige Patches. Die Mitwirkung von Ihnen als  Anwenderunternehmen ist jedoch immer erforderlich.  

Wie steht es um die Sicherheit Ihres ERP-Systems? Prüfen Sie Ihre Situation in regelmäßigen Intervallen, auch mithilfe eines externen Sicherheitspartners. Spätestens wenn die Liste der Schwachstellen zu groß wird, ist es Zeit über einen ERP-Wechsel nachzudenken. Ob Sie sich für ein Upgrade Ihres bestehenden Systems oder einen Systemwechsel entscheiden: ERP-Sicherheit ist keine einmalige Anstrengung, sondern ein kontinuierlicher Prozess.