Ein Schlüssel, um die Prozesse in der Nahrungs- und Genussmittelindustrie nachhaltig zu verändern, sind digitale Technologien. Vor allem ERP-Systeme können als zentrale Drehscheibe einen erheblichen Beitrag zur Verminderung des CO2-Ausstoßes leisten.
Die Lebensmittelindustrie ist zwar einerseits stark von den Folgen des Klimawandels betroffen, auf der anderen Seite aber auch selbst Teil des Problems: Fast ein Drittel der globalen Treibhausgasemissionen wird durch die Erzeugung unserer Lebensmittel verursacht. Es ist also nicht von der Hand zu weisen, dass hier Handlungsbedarf besteht. Gleichzeitig steigt der Druck von Seiten der Verbraucher. Denn diese legen immer größeren Wert darauf, wo Produkte herkommen und wie diese hergestellt werden. Nach einer aktuellen Studie der Management- und Strategieberatung Deloitte ist für 63 Prozent der Konsumenten das Thema Nachhaltigkeit trotz aller Krisen weiterhin ziemlich oder sogar sehr wichtig bei der Kaufentscheidung. 23 Prozent der Studienteilnehmer gaben sogar an, mehr nachhaltige Produkte zu kaufen als im Vorjahr. Lebensmittelhersteller, die wettbewerbsfähig bleiben wollen, müssen also umdenken. Nicht nur um Risiken zu minimieren, sondern auch, um das Thema Nachhaltigkeit als Treiber für Qualität und Innovation zu nutzen.
Eine wichtige Stellschraube sind dabei ERP-Systeme. Sie ermöglichen es, die Prozesse eines Unternehmens weitgehend zu digitalisieren und so Zeit und vor allem wertvolle Ressourcen zu sparen. Wesentliche Ansatzpunkte sind unter anderem:
- Intelligent planen, nachhaltig produzierenWeltweit landen pro Jahr rund 1,3 Milliarden Tonnen Lebensmittel auf dem Müll, 12 Millionen Tonnen allein in Deutschland. Um diese Verschwendung einzudämmen, bieten ERP-Systeme spezielle Planungs- und Forecast-Anwendungen. Diese stellen sicher, dass nur die tatsächlich benötigten Mengen einer Ware hergestellt werden. Auch die Produktionsprozesse selbst lassen sich mit Unterstützung von maschinellem Lernen so steuern, dass nur wenig Ausschuss entsteht.
- Störungen erkennen, bevor sie auftretenPredictive Maintenance, also die „vorausschauende Wartung“ von Maschinen ermöglicht es, mit Hilfe von Algorithmen und Sensoren Mess- und Produktionsdaten von Maschinen und Anlagen kontinuierlich zu überwachen und zu analysieren, um so mögliche Störungen vorherzusagen und Wartungszeiten proaktiv zu planen. Maschinen werden so optimal ausgelastet und sind langlebiger.
- Vorprodukte lückenlos zurückverfolgenMit ERP-Systemen lassen sich sämtliche Warenflüsse transparent verfolgen und steuern. Rohstoffe wie Früchte, Gemüse und Getreide können über eindeutige Codes auf ihrem Weg von der Ernte bis zum Endkunden zurückverfolgt werden. Informationen über alle an der Supply Chain beteiligten Player gewährleisten nicht nur die Lebensmittelsicherheit und damit das Vertrauen in die Ware, sondern versetzen den Hersteller auch in die Lage, bestimmte Ressourcen gezielt von Lieferanten mit besonders kleinem CO2-Fußabdruck zu beziehen.
- Lieferungen zusammenfassenAuch in der Disposition, der Lagerverwaltung und beim Einkauf sorgt ein ERP-System für Effizienz und schont damit Umwelt und Klima. Je nach Auftragslage und Lagerbestand lassen sich mit der Unternehmenssoftware automatisch optimale Bestellzeitpunkte und Bestellmengen ermitteln, so dass beispielsweise keine klimaschädlichen Einzellieferungen mehr stattfinden müssen.
- IT in der Cloud betreibenDer zentrale Betrieb und die Klimatisierung von Servern und Speichern in großen Rechenzentren ist in der Regel effizienter, als wenn jedes Unternehmen seine Infrastruktur selbst betreibt. Über die Cloud lassen sich Prozesse zudem leichter unternehmensübergreifend verknüpfen, etwa entlang der Supply Chain. Hinzu kommt, dass Mitarbeiter durch die Cloud ortsunabhängig arbeiten können. Das spart lange Wege, wertvolle Zeit und am Ende auch wieder CO2.
- Rechnerkapazitäten effizient nutzenWer Rechen- und Speicherleistung effizient nutzt und/oder auf energieeffiziente Rechnerarchitekturen (z.B. ARM) setzt, spart Energie. Geteilte Infrastrukturen sorgen etwa dafür, dass nicht benötigte Rechenpower von anderen genutzt werden kann. Integrierte, modulare ERP-Systeme beugen zudem einer redundanten Datenhaltung in verteilten Anwendungen vor und leisten so einen weiteren Beitrag zum Energiesparen.
- Papier sparenFür die Herstellung von Papier werden enorme Mengen an Wasser, Energie und Chemikalien benötigt. ERP-Systeme bieten Dokumentenmanagement-Module, mit denen sich ein großer Teil der Unternehmensprozesse digital abwickeln lässt. Ob Bestellungen, Angebote oder Rechnungen – sämtliche Dokumente werden zentral erfasst, zugeordnet und verbucht. Selbst der Rechnungsversand erfolgt digital, so dass der teure und klimabelastende Versand per Briefpost entfällt.
- Nachhaltigkeit nachweisenAb 2024 will die EU alle Unternehmen mit mehr als 250 Mitarbeitern dazu verpflichten, regelmäßig einen Nachhaltigkeitsbericht zu veröffentlichen. Auch hier erweist sich ein ERP-System als große Hilfe: Denn wer seine CO2-Bilanz ermitteln möchte, benötigt korrekte und vollständige Daten über nahezu alle Bereiche seines Unternehmens. Für diesen Zweck bietet der Markt CO2-Managementsoftware, die es in Verbindung mit einem ERP-System als Backbone ermöglicht, den CO2-Ausstoß entlang der gesamten Wertschöpfungskette zu verfolgen und zu dokumentieren.
Klimaschutz zahlt sich aus
ERP-Systeme können das Klimaproblem sicher nicht lösen. Aber sie können Lebensmittelhersteller dabei unterstützen, ihren Ressourcen- und Energieverbrauch zu senken und damit den CO2-Fußabdruck zu verbessern. Das hilft nicht nur der Umwelt, sondern erhöht auch die Rentabilität des Unternehmens. Und ganz nebenbei wird nachhaltiges Wirtschaften auch von den Verbrauchern belohnt. In jeder Hinsicht also eine Win-Win-Situation.