Metaverse – Hype oder die Zukunft?

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Es ist der neueste Schrei von Marc Zuckerberg. Kollegen berichten, er sei wie besessen von seiner Idee: Der Chef von Meta, ehemals Facebook, schraubt an einem neuen virtuellen Universum, dem Metaverse. Und obwohl es diese Welt noch gar nicht gibt, brainstormen zahlreiche kluge Köpfe bereits über mögliche Business-Anwendungen. Vorübergehender Hype? Oder wird das Metaverse schon in wenigen Jahren das mobile Internet ersetzen? Eine Bestandsaufnahme.

Freunde treffen, shoppen gehen, Messen besuchen, Konferenzen abhalten oder gemeinsam ins Kino gehen – und das alles, ohne das Haus zu verlassen? Das verspricht die schöne neue Welt des Metaverse. Ein virtuelles Paralleluniversum, in dem man als digitales Abbild seiner selbst so ziemlich alles machen kann, was auch im echten Leben möglich ist.

Wirklich neu ist die Idee nicht: Wer Kinder im Teenager-Alter hat oder selbst gerne vor der Spiele-Konsole sitzt, weiß um die Faszination, sich mit selbst erstellten Avataren durch eine Abenteuerwelt zu kämpfen und dabei Freunde und Spielpartner aus aller Welt zu treffen. Was genau unterscheidet also das Metaverse von den virtuellen Spielewelten aus dem Kinderzimmer? So richtig erklären können das die Unternehmen, die diesen Hype vorantreiben, wohl selber (noch) nicht. Es soll eine Kombination werden aus Virtual Reality (VR), Augmented Reality (AR), Computerspielen und sozialen Medien. Die Akteure sind Avatare. Sie handeln mit NFT (Non-Fungible-Token), digitalen Echtheitszertifikaten von virtuellen oder physischen Gütern, bezahlt wird mit digitalen Währungen wie Bitcoin oder Ethereum. Das Besondere dabei: Es handelt sich hier nicht um ein Spiel, sondern um eine Kopie bzw. Verlängerung des echten Lebens. Und zwar sowohl privat als auch geschäftlich.

Tor zur Meta-Welt

Für die Umsetzung des Metaverse greifen eine ganze Reihe von Technologien ineinander. Da sind zunächst PC und VR-Brille oder AR-Headset. Sie sind quasi die Eintrittskarte für die virtuelle Hightech-Welt. Die beiden Technologien unterscheiden sich darin, dass der Nutzer bei Virtual Reality vollständig in die künstliche Welt abtaucht, während der Träger einer AR-Brille weiterhin die Realität sieht, in seinem Sichtfeld aber Texte, Bilder, Animationen oder computergenerierte Visualisierungen eingeblendet werden und damit gewissermaßen eine „Augmentierte Realität“ schaffen.  

Wirklich durchsetzen konnten sich bisher beide nicht. VR-Brillen sind selbst unter Gamern eher die Ausnahme und werden nach Angaben des Branchenverbandes Bitkom gerade mal von 17 Prozent der Deutschen gelegentlich genutzt. Bei AR-Headsets sieht es noch düsterer aus. Hier finden sich bisher kaum private Abnehmer. Daran konnte auch die AR-Fähigkeit von Smartphones und Tablets bislang nichts ändern. Allerdings kommt AR heute teilweise in der Industrie zum Einsatz. Techniker erhalten darüber beispielsweise an einer Maschine Anweisungen, wie sie bestimmte Wartungsaufgaben durchführen oder Teile zusammensetzen sollen.  

Es überrascht daher nicht, dass groß angekündigte VR- und AR-Produktlaunches, wie die Google Glasses oder HoloLens von Microsoft nach kurzer Zeit wieder in Vergessenheit gerieten. Beide Produkte wurden aufgrund der schleppenden Nachfrage wieder vom Markt genommen. Gründe sind neben den begrenzten Anwendungsmöglichkeiten vor allem fehlende Standards und (zu) hohe Preise. Mit der Ankündigung des Mataverse könnte sich das Blatt jedoch wenden. Der Bitkom rechnet mit einem deutlichen Schub für die Hightech-Brillen. Ebenso wie die Hersteller: Apple plant spätestens 2023 ein eigenes AR-Headset, und auch Samsung bereitet den Launch einer AR-Brille vor.

Ohne Blockchain kein Metaverse

Damit unsere Avatare im virtuellen Universum nicht nur umherspazieren, sondern auch mit Waren und Dienstleistungen handeln können, ist eine Technologie ganz zentral: Die Blockchain. Dabei handelt es sich um eine Datenbank, die aus einer Kette von aufeinanderfolgenden, nicht mehr veränderbaren Datenpaketen besteht. Das Besondere dabei: Die Blockchain wird nicht zentral gespeichert, sondern auf vielen verschiedenen Rechnern. Jeder, der an einer Transaktion teilnimmt, speichert auf seinem Endgerät eine vollständige Kopie der kompletten Datenhistorie. Dabei ist auch die Reihenfolge der Blöcke durch eine Prüfsumme gesichert, so dass sowohl eine Manipulation der Daten als auch eine nachträgliche Veränderung der Datenabfolge nahezu ausgeschlossen ist.

Neben Business-Anwendungen, bei denen unveränderbare Transaktionen sicher dokumentiert werden müssen (z.B. die Temperatur einer verderblichen Ware über die gesamte Lieferkette hinweg), gab die Blockchain-Technologie auch den Startschuss für die Entwicklung von Kryptowährungen.

Digitales Geld

Kryptowährungen wie Bitcoin und Ethereum werden genau wie eine normale Papierwährung gehandelt und getauscht. Allerdings handelt es sich um ein rein digitales Zahlungsmittel, es gibt weder Münzen noch Scheine. Und im Gegensatz zu Papierwährungen werden Kryptowährungen weder von finanziellen Institutionen noch von der Regierung kontrolliert. Ein digitales Guthaben lässt sich in Form eines Computer-Codes von einem Teilnehmer auf den anderen übertragen und durch eine kryptografisch signierte Transaktion in der Blockchain nahezu fälschungssicher dokumentieren.

Die bekannteste und mit Abstand erfolgreichste Kryptowährung ist Bitcoin. Sie ist seit 2009 auf dem Markt und hat Ihren Ursprung in der Finanzkrise 2007. Damals war man auf der Suche nach einem nach einem unabhängigen, dezentral organisierten Geldsystem als Alternative zu konventionellen Währungen wie Euro oder US-Dollar. Bitcoin wurde weltweit bekannt und gewann schnell an Wert, so dass die Konkurrenz nicht lange auf sich warten ließ: Im Juli 2015 ging Ethereum an den Start und wuchs schnell zur zweitstärksten Kryptowährung heran. Inzwischen sind weltweit mehr als 1.000 digitale Zahlungssysteme handelbar.

Smarte Verträge und NFT

Ebenfalls auf der Blockchain basieren so genannte Smart Contracts. Aufgrund der nahezu fälschungssicheren dezentralen Technologie benötigen die intelligenten Verträge keine dritte Partei mehr (z.B. einen Notar), um Rechtssicherheit zu gewährleisten. Ein Beispiel aus der Praxis ist die Software-Lizenzvergabe. Der Anwender kann damit schnell und unkompliziert Lizenzen erwerben. Umgekehrt hat der Anbieter über das System die Möglichkeit, säumigen Kunden automatisch den Zugang zur lizensierten Software sperren zu lassen.

Neuester Hype rund um den virtuellen Handel sind Non-fungible Tokens (NFT). Im Gegensatz zu fungiblen Vermögenswerten, wie Bitcoin und anderen Kryptowährungen sind NFTs einzgartig und nicht ersetzbar (non-fungible). NFTs bieten einen sicheren Datensatz, der mit einem eindeutigen Identifizierungscode versehen ist. Einmal in der Blockchain gespeichert, kann dieser nicht mehr verändert werden. Die Originalität und Legitimität des Gegenstands sind damit bestätigt.
Mit NFT können Musik, Film- und Videoclips gehandelt werden, aber auch Bilder, Sammelbilder oder Tauschkarten. Selbst virtuelle Immobilien oder Haustiere wechseln mittlerweile via NFT den Besitzer.

Business-Case gesucht

Die Technik ist also da. Wird das Metaverse aber tatsächlich das Internet revolutionieren, wie Zuckerberg es prophezeit? Oder wird es statt einer Welt viele verschiedene Welten geben? Vor allem: Was könnte die Initialzündung sein?

Die Meinungen gehen hier weit auseinander: Die Süddeutsche Zeitung schrieb unlängst von einem „Märchen, um längst bestehende Technologien doch noch mit Gewinn unters Volk zu bringen.“ Andere bezeichnen das Metaverse als DAS neue Ding, das alles ersetzen wird, was bisher da war. Sicher ist: Wenn die Idee nicht irgendwann wieder in der Versenkung verschwinden soll, braucht es einen Katalysator, der das Ganze ans Laufen bringt. Kurz: Einen Business Case.

Die Corona-Pandemie hat hier bereits erste Impulse gesetzt. So gehört es für viele Menschen mittlerweile zum Alltag, sich via Zoom oder Teams mit Kollegen und Kunden zu verabreden. Das Metaverse könnte diese virtuellen Zusammentreffen noch näher an die Realität rücken, indem unsere Avatare sich künftig „persönlich“ am Konferenztisch gegenüber sitzen. Schon heute veranstalten Firmen virtuelle Messen, auf denen digitale Kopien der Mitarbeiter Kundengespräche führen und Fragen der ebenfalls virtuellen Besucher beantworten. Wer mehr Budget hat, lädt die Messegäste abends auch noch zur Party mit virtuellem DJ ein. Also fast schon wie im echten Leben – nur eben ohne Feierabend-Bier.

Für Aufsehen sorgte diesbezüglich die amerikanische Hotelerbin Paris Hilton. Bei einem virtuellen Event zum Jahreswechsel durften Gäste eine Nachbildung ihres Anwesens in Beverly Hills besuchen, mit ihrem Sportwagen fahren oder sich auf ihrer Yacht umsehen. Gegen kleines Geld konnten Fans sogar virtuelle Kleider oder die Fahrt mit einem digitalen Jet-Ski kaufen. Wer nicht zu den erlesenen Gästen amerikanischer Promis gehört, kann heute bereits Museen virtuell besuchen oder die Wunschimmobilie besichtigen. Und auch der Telemedizin könnte das Metaverse gute Dienste erweisen: Patienten müssen dann zumindest zum Erstgespräch nicht mehr persönlich zum Arzt fahren, sondern können ihm in einer virtuellen Praxis schildern, was ihnen fehlt.

Wirklich interessant wird es aber erst dann, wenn das Metaverse zum Handelsplatz wird. Wenn dank NFT, Bitcoin und Co. Waren und Währungen ihre Besitzer wechseln. So könnte das Metaverse Unternehmen die Chance bieten, ihre Produkte weltweit in virtuellen Geschäften zu verkaufen. Die Kunden bummeln und kaufen als Avatare im Netz, ihre Ware wird ihnen aber in die echte Welt geliefert. Physische und digitale Welten kommen so zusammen. Teilweise passiert das sogar schon. Einige Unternehmen geben inzwischen Unsummen aus, um virtuelle Grundstücke im Metaverse zu erwerben. Wer ein solchesStück Kand besitz, kann dort Events durchführen oder Partys veranstalten und von den Gästen Eintitt verlangen. Er kann Häuser bauen und für ein monatliches Einkommen vermieten. Oder NFT-Galerien errichten, in denen Krypto-Künstler ihre Werke präsentieren und verkaufen.

Blick in die ERP-Glaskugel

Heute ist das Metaverse noch eher eine lose Ansammlung von Ideen als ein fertiges Konzept. ERP-Hersteller, die zu den Early Adopters gehören möchten, zerbrechen sich trotzdem bereits heute den Kopf darüber, wie sie die neue virtuelle Welt für das eigene Geschäft nutzen könnten. Fakt ist: Sollte das Metaverse den Sprung in die Business-Welt schaffen, werden vermutlich auch ERP-Systeme Teil dieses Universums. Denn ob real oder virtuell: Es braucht eine zentrale Datendrehscheibe, die die Prozesse des Unternehmens abbildet – von der Entgegennahme eines Auftrags, über die Steuerung der Produktion bis hin zur Auslieferung. Ob eine Firma ihre Ware dann in einem Shop in der Kölner Innenstadt verkauft oder in einer virtuellen Mall im Metaverse, spielt im Grunde keine Rolle.

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