ERP-Systeme und Microservices aus der Cloud: Das Beste aus zwei Welten

ERP Microservices Cloud - GUS-OS Suite - GUS ERP

In der Prozessindustrie fungieren ERP-Systeme weiterhin oft als zuverlässige Anker in vielen Unternehmen. Und der Markt zumindest für Nicht-Monolithen und branchenorientierte Lösungen ist lebendig wie eh und je.
Dennoch stehen bestehende ERP-Systeme durch heutige Anforderungen wie modulare Architektur und Integration mit cloudbasierten Anwendungen unter Druck. Wie lässt sich das Beste aus beiden Welten miteinander verbinden?

ERP-Systeme stehen heute nicht nur in Konkurrenz zu anderen ERP-Lösungen. Der größte Veränderungsdruck kommt von anderer Seite: seien es Microservice-Plattformen, die es Unternehmen ermöglichen, ihren eigenen Tech-Stack aufzubauen, oder von hyperpersonalisierten Cloud-Native-Lösungen. Cloud-Architekturen und systemöffnende Programmierschnittstellen (Application Programming Interface, API) haben das Gesicht der IT grundlegend verändert. Doch führt die Sichtweise, ERP und Microservices als Gegensätze zu betrachten, in die Irre. Zumal auch das Nutzen von Microservices Herausforderungen mit sich bringt. 

Microservices sollen vor allem die Wartbarkeit, Skalierbarkeit und Flexibilität von IT-Systemen verbessern. Wird ein Microservice überarbeitet, bleiben die anderen Anwendungen voll funktionsfähig, da sie autonom aufgebaut sind und über standardisierte Schnittstellen oder Systeme kommunizieren. Auf diese Weise können Microservices unabhängig voneinander entwickelt, getestet, bereitgestellt und skaliert werden. Damit sind sie zugleich auch widerstandsfähig gegen Ausfälle (Resilienz), da Störungen eines Services keine Auswirkungen auf andere Services nach sich ziehen. Ein weiteres Plus: Es ist unerheblich, mit welcher Technologie ein Microservice entwickelt wurde, denn auf sein Innenleben kommt es nicht an, was damit auch die Integration zwischen den einzelnen Bausteinen deutlich vereinfacht. 

Doch auch Microservices müssen sich am Ende zu einer einheitlichen Struktur miteinander integrierter Tools verbinden, welche als Ganzes die Unternehmensprozesse vereinfacht, Automatisierung bietet und die betriebliche Effizienz erhöht. Dies wird vielen vertraut klingen, denn genau dies wird von ERP-Lösungen erwartet. Der Hauptunterschied besteht darin, dass ein ERP die interne Kontrolle und Überwachung durch ein eigenes IT-Team ermöglicht, das zudem Tests und Fehlerbehebungen mit verantwortet. 

Microservices und Makro-Durcheinander? 

Dies ist in vielen Situationen ein Vorteil, denn ohne Aufsicht können Unternehmen gerade beim Einsatz von Microservices schnell in ein unübersichtliches Durcheinander geraten. So müssen zum Beispiel mehrere Anwendungen im Auge behalten werden, die unternehmens-/systemkritisch sind und deshalb zum Ausfall des gesamten Systemparks führen können. Aus Sicht der Compliance und des Kostencontrollings schlummert hier ein potenzieller Albtraum, wenn etwa Lizenzen ablaufen, Latenzzeiten unkontrolliert bleiben oder die Kosten unkontrolliert steigen, wenn einfach neue Benutzer hinzugefügt werden, ohne dass dabei jemand den Überblick behält. 

Deshalb sollten Microservices nicht zu klein gewählt werden. Sonst führt dies schnell zu einem immensen Umfang an Datenaustauschoperationen zwischen den einzelnen Services. Dies belastet wiederum sowohl die gesamte Systemlandschaft als auch die Integration von Drittsystemen. Sind hier die Microservices zu kleinteilig gruppiert, sind Integrationen unter Umständen mit mehr Aufwand verbunden als in traditionellen Architekturen. 

Auch erfordert jede Integration neuer Microservices stets erneute  Einarbeitung und Schulung. Anstatt sich mit einer einheitlichen Benutzeroberfläche für alle Dienste vertraut zu machen, sind die Anwender mit einer langen Liste von Werkzeugen konfrontiert, zwischen denen sie hin- und herspringen müssen, um ihre Aufgaben zu bewältigen. Schnell werden so aus 20 verschiedenen Services oder Erweiterungen von Drittanbietern, welche die Effizienz verbessern, zu 20 neuen Möglichkeiten, dass etwas schief gehen kann. 

ERP-Anbindung über APIs 

Ein Mittelweg besteht darin, eine ERP-Lösung zu wählen, die eine flexible, das heißt vor allem auch eine codefreie Integrationsstruktur bietet. Und die vor allem über sogenannte REST-APIs (REST, Representational State Transfer) Drittlösungen und auch Microservices integriert, ohne dabei auf eine einheitliche Kernplattform zu verzichten. Über APIs kann das zentrale ERP-System ohne größeren Programmieraufwand mit Drittanwendungen zusammenarbeiten. Denn sie selbst nutzen im Gegensatz zu den integrierten Anwendungen standardisierte Protokolle, Konzepte und Technologien wie zum Beispiel REST. Auch moderne Sicherheitsaspekte kommen dabei nicht zu kurz, da REST-APIs etablierte und standardisierte Verfahren für Authentifizierung, Autorisierung und Verschlüsselung einsetzen. 

Unternehmen sollten dabei beachten, dass sich mögliche API-Standards nicht generisch entwickeln und dann sozusagen als „API-Schicht“ über das ERP und seine Nachbarsysteme legen lassen. Vielmehr müssen auch die Kernfunktionalitäten des bestehenden Systems per moderner API erreichbar sind und nicht nur neue Funktionalitäten. Das Vorgehen macht daher nur umgekehrt Sinn: Zunächst steht eine Analyse der Bestandssysteme an und deren Ergebnisse entscheiden dann darüber, wie die API-Standards aussehen können. Mit einer starken API auf dem Kern der ERP-Lösung lassen sich dann schrittweise weitere neue Prinzipien und Technologien wie Microservices und Cloud-Native etablieren. 

Cloud-native Komponenten und Entwicklungsframeworks öffnen den Weg zu einer eine kosten- und risikooptimierten Betriebsmöglichkeit. Insbesondere im Zusammenspiel mit einer Microservices-Architektur lassen sich so optimale Modelle schaffen. Zudem gehen weite Teile der Betriebsverantwortung und Wartung auf den Cloud-Anbieter über, der auf deutlich mehr personelle und technische Ressourcen zurückgreifen kann. Ein weiteres großes Plus ist der bequeme, weil mobile Zugriff von (fast) jedem Gerät aus. Eine Verbindung zum Internet genügt.  

Erweiterung in die Cloud 

Eine solche „Cloudifizierung“ der ERP-Lösung folgt in der Regel einem Schritt-für-Schritt-Vorgehen. Hier gilt es vor allem Fragen zu klären wie: Sind die Vorgaben des Datenschutzes alle erfüllt? Oder: Wie können die Cloud-Services in ERP-Systeme eingebunden werden, die grundsätzlich noch „on premise“ laufen? Als Verbindungsglied zwischen dem ERP im eigenen Haus und den Cloud-Services leisten hier separate Kommunikations- und Integrationsplattformen zwischen ERP und Cloud gute Dienste. Manche ERP-Lösungen wie zum Beispiel die GUS-OS Suite mit dem „Digital Hub“ verfügen bereits über solche „Konnektoren“. 

Ein solcher cloudbasierter Dienst ermöglicht es, ganz individuell die Prozesse des ERP-Systems auch außerhalb des jeweiligen Unternehmens und damit auf unterschiedlichsten Kanälen, Oberflächen und anderen Frontends zugänglich zu machen. So können zum Beispiel Zulieferer, mobile Mitarbeiter und sogar Maschinen sowie IT-Systeme in die ERP-Umgebung eingebunden werden. Auf diese Weise werden offene APIs direkt in die Cloud erweitert und voll skalierbar angeboten. Technische Basis dafür sind cloud-native Bausteine und ein „API-first“-Ansatz.

Dieser Beitrag wurde zuerst in der Ausgabe 5/2023 der Digital Process Industry veröffentlicht, www.digital-process-industry.de

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